Für Chile ist eine offene Handelspolitik selbstverständlich

Asien gewinnt stark an Bedeutung / Von Anne Litzbarski

Santiago de Chile (GTAI) – Der chilenische Außenhandel nimmt den asiatischen Raum immer stärker ins Visier. Das Land ist für Handelskonflikte recht gut gewappnet – trotz der offenen Ausrichtung.
Protektionismus ist für Chiles Regierung undenkbar

Angesichts der protektionistischen Tendenzen in den USA und der VR China hat sich die chilenische Regierung in Sachen Handelspolitik deutlich positioniert. Die staatliche Generaldirektion für internationale Wirtschaftsbeziehungen Direcon beteuert, dass Chile Handelshemmnisse ablehnt und Verteidiger eines multilateralen Handelssystems bleibt. Chiles 26 Freihandelsabkommen mit 64 Ländern ermöglichen den relativ barrierefreien Zugang zu 4,5 Milliarden Konsumenten.

Im Wirtschaftsfreiheitsindex 2019 der Heritage Foundation belegt Chile den 18. Platz, innerhalb Lateinamerikas den dritten. In der Kategorie Offene Märkte erreichte Chile sehr hohe Werte: 88,8 von 100 bei der Freiheit des Handels, 85 bei Investitionen und 70 bei der finanziellen Freiheit.

Aufgrund der international ausgerichteten Politik Chiles gehen viele Beobachter davon aus, dass das Land besonders stark unter den internationalen Handelskonflikten leidet. Die Börse in Santiago schloss zum Jahresende 2018 um 9 Prozent niedriger als ein Jahr zuvor und der chilenische Peso verlor im Vergleich zum US-Dollar 13 Prozent. Diese Zahlen sind zu einem Teil auf den Handelskrieg zurückzuführen.
Starke Abhängigkeit vom Exportmarkt China

China ist inzwischen Chiles wichtigstes Exportziel mit einem Anteil 2018 von beinahe 50 Prozent. Auf die USA folgt auf dem dritten Platz Japan vor Südkorea und Brasilien. Eine Abschwächung des chinesischen Wirtschaftswachstums drückt daher die Nachfrage nach chilenischen Gütern. Der sinkende Kupferpreis – er ist bis Januar 2019 binnen Jahresfrist um rund ein Fünftel zurückgegangen – hat dabei die größten Auswirkungen auf den Andenstaat. Der Anteil der Kupferexporte fiel 2018 immerhin zum ersten Mal unter die 50-Prozent-Grenze, ein lang angestrebtes Ziel.

Allerdings bekommen Europa und Südamerika wegen des Protektionismus Donald Trumps auch bessere Preise für chinesische Waren, sagt José Giraz von der Finanzvermittlungsfirma Alpari Chile: China müsse sich neue Abnehmer suchen.

Im November 2019 richtet Chile die APEC-Konferenz der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft aus. Etwa 70 Prozent der chilenischen Exporte gehen in die APEC-Staaten. Chile ist zudem offiziell noch Beobachter des geplanten Transpazifischen Freihandelsabkommens CPTPP (Comprehensive and Progressive Agreement for Trans-Pacific Partnership). Im chilenischen Parlament hat die Abgeordnetenkammer dem Beitrittsvertrag bereits zugestimmt, in der 1. Hälfte 2019 will dies auch der Senat tun. CPTPP-Mitglieder sind den Plänen zufolge neben Chile auch

Australien, Brunei, Japan, Kanada, Malaysia, Mexiko, Neuseeland, Peru, Singapur und Vietnam.
Hohe Ersparnisse stärken Chile bei Handelskonflikten

Laut Azad Zangana, dem leitenden Ökonom der Kapitalanlagegesellschaft Schroders, hängt Chile wesentlich weniger vom Dollar ab als viele annehmen. Chile hält nicht nur öffentliche Finanzreserven, sondern auch private Pensionsfonds. Die vielen Ersparnisse stärken die Position des Landes. Zangana glaubt, dass eine angemessene Politik die Auswirkungen von Handelskonflikten auszugleichen hilft.

Viele deutsche Unternehmen bezeichnen den zunehmenden Konkurrenzkampf in Chile als Herausforderung. Vertreter der Medizintechnikbranche beobachten, dass Deutschland als Herkunftsland in letzter Zeit etwas an Wettbewerbsfähigkeit verloren hat. Deutsche böten oft 20 Jahre lang das gleiche Produkt an, in der klinischen Diagnostik erwarten die Kunden jedoch Neues. Chinesische Firmen reagieren oft schneller und bringen alle zwei Jahre ein neues Produkt auf den Markt. Das Interesse chinesischer Firmen in der Medizintechnik steigt. Bei der ExpoHospital 2018, der wichtigsten Branchenmesse in Santiago, waren sie mit einem ganzen Pavillon vertreten, Deutschland dagegen nur mit sechs Unternehmen.

In der Solarenergiebranche sind die wichtigsten Zulieferer neben chilenischen Projektierern US-amerikanische, südeuropäische und österreichische Unternehmen, die vor allem Großprojekte dominieren. Der kleine Markt der Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen ist stark konzentriert und umkämpft, so dass es deutschen Firmen oft schwerfällt, sich gegen die Konkurrenz zu behaupten.

Quelle: gtai

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